„Nicer chains!“
Workshops der Berliner Compagnie zum Stück DIE 60 SKLAV*INNEN DER FAMILIE KIEZ
im Rahmen des Projektes DIE WELT ZU GAST IN KREUZBERG
Wir wollen weitere Möglichkeiten ausloten, das Thema des Stücks (Ausbeutung des globalen Südens) in die Öffentlichkeit zu bringen – über Poetry Slam, Clownerie, Kommunikationsguerilla.
Eingeladen zur Teilnahme (an einer, an zwei oder an allen drei Workshops) sind ZuschauerInnen unserer Aufführungen, Mitglieder von Nord-Süd-NRO sowie alle, die an spielerischer Umsetzung politisch progressiver Inhalte interessiert sind. Vorkenntnisse sind nicht notwendig. Jede und jeder kann etwas vorschlagen. Ausprobieren geht vor Diskutieren. Die Teilnahme ist unentgeltlich.
Elke Schuster (Poetry-Slam) debutierte als Regieassistentin von Rolf Parchwitz in München, war u.a. Schauspielerin in der Theatermanufaktur und Regieassistentin von Friedo Solter vom Deutschen Theater. Sie arbeitet seit 1985 in der Berliner Compagnie – als Regisseurin, Schauspielerin, Dramaturgin und Ausstatterin. Sie ist Mit-Autorin der Stücke (Autorin aller Songtexte darin), seit 1991 Regisseurin fast aller Stücke und künstlerische Leiterin des Theaters.
Leopold Altenburg (Clownerie) ist Kabarettist, Schauspieler, Regisseur, Clown; Schauspielschule Wien; u.a. Volkstheater Wien, Berliner Compagnie; leitet im Clownslabor die Ausbildung für Krankenhausclowns. "Herr Altenburg: Ähnlichkeit zwischen Ihnen und ihrer Ururgroßmutter Kaiserin Elisabeth oder ihrem Ururgroßvater Kaiser Franz Joseph?" Leopold Altenburg: "Manche sagen, dass ich von Kaiser Franz Joseph den dichten Bart habe und von Kaiserin Elisabeth die Schönheit."
https://www.youtube.com/watch?v=FXUYAb6wZM4&ab_channel=LeopoldAltenburg
Helma Fries (Kommunikationsguerilla) ist Schauspielerin und Autorin, hat nach Engagements u.a. in der Theatermanufaktur am Halleschen Ufer und am Staatstheater Kassel die Berliner Compagnie gegründet. Neben der Arbeit an den Stücken immer wieder Straßentheater-Aufführungen und Plakat-Aktionen. "Im Workshop probieren wir gemeinsam subversive künstlerische Strategien aus: Ästhetik, Wortwahl, Auftreten von Politikern, Unternehmen oder sonstiger Organisationen werden übernommen, durch Überidentifikation kritisiert. Unsichtbares Theater, Adbusting, Kommunikationsguerilla.
https://hegefries.jimdofree.com/
Hintergrund für Stück und Workshops: Wir trinken Kaffee aus Brasilien, wir laufen auf Pflastersteinen und beten vor Grabsteinen aus Indien, in den Batterien unserer Autos und Handys stecken Kobalt und Coltan aus dem Kongo. Die meisten der Produkte und Rohstoffe, die unser Leben erleichtern oder bereichern, werden unter unhaltbaren Umwelt- und Arbeitsbedingungen, für Hungerlöhne oder sogar von Kindern hergestellt oder abgebaut. Nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) befanden sich zum Jahresbeginn 2020 rund 160 Millionen Minderjährige in Kinderarbeit, davon eine Millon im Bergbau. 24,9 Millionen Menschen – v.a. in der Baumwollproduktion und der Textilindustrie – sind Opfer von Zwangsarbeit, wie der Global Slavery Index von 2018 dokumentiert.
Auch wo wir nicht von Zwangsarbeit und Sklaverei im engeren Sinne sprechen würden – ob Kinder mit der Spitzhacke Seltene Erden aus dem Boden schlagen oder giftigen Elektroschrott zerlegen, ob Frauen zu Hungerlöhnen Elektronikteile zusammenschrauben, Arbeitende ungeschützt mit gefährlichen Chemikalien hantieren, ob Bauern mühselig hochwertige Agrarrohstoffe für den Weltmarkt anbauen und trotzdem arm bleiben (wenn sie nicht gar in Folge von „land grabbing“ durch internationale Konzerne des Agrobusiness ihr Land verlieren): Die Mehrheit der Menschen im Süden arbeitet prekär, ist von Verelendung bedroht, lebt mehr oder weniger nah am Hungertod. Sehr geringe Löhne, minimaler Arbeitsschutz, keine soziale Absicherung, unaufhörliche psychische Belastung, Unterdrückung von Gewerkschaften, früher Tod infolge einer berufsbedingten Erkrankung, eines Arbeitsunfalls oder einer kriegerischen Auseinandersetzung um Lagerstätten und Minen – all das trägt dazu bei, dass die Lebenserwartung in den Gesellschaften des globalen Südens bis zu 30 Jahre geringer ist als in den Gesellschaften des globalen Nordens.
An einer Teilnahme Interessierte wenden sich bitte an Helma Fries, per Mail (hegefriesyahoo.de) oder direkt nach einer Aufführung.