Pressemitteilung
Klimaschutz kontra Artenschutz: Bad Freienwalde raubt Uhu, Seeadler und Schwarzstorch das Zuhause
ÖDP-Landeschef Thomas Löb will Natur nicht weiter Greenwashing-Projekten opfern
Die „Ignoranz gegen die Natur“ eskaliert immer mehr in Brandenburg. Der Landesverband der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP) geht daher hart mit der Potsdamer Landesregierung ins Gericht. Seine Ökopartei ist entsetzt darüber, dass mittlerweile „selbst naturbelassene Wälder abgeholzt werden sollen, um dort Solarparks zu errichten“, kritisiert Thomas Löb. „370 Hektar verwilderte Waldfläche sollen in der Nähe von Bad Freienwalde unwiderruflich dem Artenschutz und der Wasserbindung entzogen werden, damit Investoren an einem vermeintlichen Klimaschutzprojekt verdienen“, empört sich der brandenburgische Parteichef. Er fordert für seine Partei: „Herr Minister Vogel, schreiten Sie gegen dieses fragwürdige Investmentprojekt ein! Retten Sie das wichtige Biotop vor der Vernichtung.“
Die ÖDP Brandenburg sieht hinter dem „Öko“-Projekt lupenreines Greenwashing: Die Lindhorst-Gruppe als potenzieller Investor habe mit intensiver Landwirtschaft und Massentierhandel ein Vermögen gemacht. Nun wolle sie mit Solarparks hohe Rendite erzielen. „Dabei bedroht sie in Wahrheit aber doch eher den intakten Wald“, so Löb.
Solarparks und Photovoltaikanlagen schießen derzeit allerorten wie Pilze aus dem Boden. Als Wachstumsbeschleuniger dient dabei immer ein scheinbar unwiderlegbares Argument: der Klimaschutz. In Bad Freienwalde soll für eine solche Anlage jedoch nicht nur - wie leider oft übliche Praxis - Ackerland überbaut, sondern sogar eine mit Altbeständen bewaldete, ehemals militärisch genutzte Fläche abgeholzt werden.
Die Lindhorst-Gruppe, die hinter dem Vorhaben in Hohensaaten steht, zählt zu den größten Flächeneigentümern in Ostdeutschland und gilt als typisches Beispiel für eine auf Flächenmaximierung getrimmte Landwirtschaft. Durch jahrelangen Intensivanbau von Mais verursachte sie Erosion, hohe Nitratwerte im Grundwasser und ökologisch praktisch toten Flächen.
Der Wald im unteren Odertal solle gegen ein vermeintliches Öko-Industrieprojekt ausgespielt und geopfert werden. Das Argument Klimaschutz werde – zumal in Zeiten der Ressourcenverknapppung durch den Ukrainekrieg und der daher steigenden Energiepreise zur Trumpfkarte. „Die lässt Umwelt- oder Naturschutz keinen Stich mehr erzielen“, so Löb. Neben dem Solarpark plane der Konzern auch gleich eine Wasserstoff-Industrie auf dem Gelände anzusiedeln. „Aber die Produktion von Wasserstoff und auch das Betreiben eines Rechenzentrums benötigen viel Wasser.“ In der jetzt schon sehr trockenen Region könne ein solches Vorhaben daher den Wassermangel verstärken.
Zu DDR-Zeiten nutzte die NVA das insgesamt rund 680 Hektar große Waldgebiet militärisch.
Gerade durch seine Unberührtheit ist der bisher eingezäunte Wald bei Hohensaaten ohne öffentlichen Erholungsdruck zum Rückzugsgebiet verschiedener Wildtiere geworden, gerade deshalb ist der Wald als Biotop so wertvoll.
Der Wald entwickle sich dort bereits von selbst zu einem nachhaltigen Mischwald. “So wie wir es eigentlich alle wollten", zitiert Löb den zuständigen Revierförster Martin Krüger.
Dieser beklagt den Verlust des Waldes, größer als die Fläche der Tesla-Gigafabrik in Grünheide: "Die angrenzenden Bestände werden leiden, das lokale Klima würde sich ändern und man würde die Wanderwege vieler Tierarten zerschneiden." Das Projekt soll die Energiewende vorantreiben, doch dass dafür Wälder gerodet werden müssten, hält er für einen falschen Ansatz. "Wir haben 2020 geweint, dass 300.000 Hektar Wälder in Deutschland gestorben sind - und heute, zwei Jahre später, geben wir Waldflächen zur Abholzung frei. Diese Widersprüche in der Gesellschaft sind gravierend."
Martin Krüger, auch Vorsitzender des Bundes deutscher Forstleute Brandenburg, warnt vor gravierenden Folgen für die Umwelt: "Eigentlich müssten wir Biosysteme aufbauen, die Kohlenstoff binden", sagt er. "Jetzt roden wir Wälder, um Industrieanlagen zu bauen.
Deutschland steht auf Platz 6 der weltweit größten CO2-Emittenten, daher kommt uns eine besondere Verantwortung zu. Brandenburgs Wälder leiden immer noch unter den Folgen des Orkans Kyrill. Wissenschaftler sagen, das Land Brandenburg muss 70.000 Hektar Wald aufforsten, um seine Klimaziele bis 2045 zu erreichen. Wälder werden benötigt um Kohlendioxid natürlich zu binden und müssen daher erhalten werden. Können wir es uns da noch leisten weitere 370 Hektar abzuholzen?
581 Tierarten gelten in Brandenburg aktuell als akut gefährdet und drohen demnächst auszusterben. 389 Arten sind laut Landesumweltamt bereits ausgestorben. Besonders geschützt sind nach Angaben des LfU etwa der im anvisierten Waldstück bedrohte Uhu, der Schwarzstorch und der Seeadler. Hirsche sollen in dem Wald leben, Dachse, Füchse, ein Rudel Wölfe.
Uhu-Schutz bedeutet immer auch den Erhalt einer struktur- und artenreichen Kulturlandschaft. „Nur in solchen Landschaften wird der Uhu als Offenlandjäger dauerhaft überleben können.“
Die Partei sieht generell die Hauptursache des rapiden Artenrückgangs in einer Zersiedelung, Versiegelung und Zerschneidung der Landschaft.
Erschwert werden die Schutzbemühungen durch die klimatischen Veränderungen mit teilweise extremen Trockenjahren“, betont der ÖDP-Landeschef.
Dabei weiß auch die ÖDP um die Konkurrenz der Argumente. Auch sie setzt sich für einen schnellen Ausbau der Solarenergie ein. „Sinnvollere und nachhaltigere Standorte für Solarenergieanlagen sind hoch über Ackerflächen und Wirtschaftswegen installierte Agri-Photovoltaik-Anlagen“, so Löb. Ebenso zur Strom- oder Wärmeerzeugung sollten nach Auffassung seiner Parteikolleginnen und -kollegen solche Energie-Module besonders auf Dächern, an Fassaden, über Parkplätzen und entlang bestehender Infrastruktur wie Verkehrswegen und Flughäfen errichtet werden. „Gerade auf versiegelten Flächen gibt es noch viele Nutzungsmöglichkeiten“, ist Löb überzeugt. Studien zufolge seien fast 90 Prozent aller geeigneten Dachflächen ungenutzt. Dezentrale Projekte wie Mieterstrommodelle scheitern oft an bürokratischen Hürden. Hier sehen die Öko-Demokraten Handlungsbedarf. Die Genehmigung von Solarparks unterliegt derzeit der Planungshoheit der Kommunen, es gibt keine übergeordnete Regulierung zur Vergabe. „Tatsächlich will die Bundesregierung sogar die Naturschutzvorgaben noch lockern. Damit öffnet sich ein sehr lukratives gleichwohl fatales Geschäftsfeld für Großinvestoren“, so Löb. Weil das aber dann gerade solche Projekte sind, die nicht besonders umweltfreundlich sind, muss dem ein Riegel vorgeschoben werden.
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Ansprechpartner: Thomas Löb – thomas.loeboedp.de
V.i.S.d.P.: Thomas Löb
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