Pressemitteilung
Offener Brief der ÖDP Brandenburg an Regierungschef, Landräte und Bürgermeister: Die dritte Dürre in Folge – schützen Sie unsere Wasserreserven – Ernten und Existenzen auch bei uns in Gefahr!
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, sehr geehrte Landrätinnen und Landräte, sehr geehrte Bürgermeisterinnen und Bürgermeister des Landes Brandenburg! Zum dritten Mal in Folge erleben wir Brandenburger nun ein extrem trockenes Frühjahr. Land- und Forstwirte, aber auch Hobbygärtner beobachten schon jetzt die Trockenschäden an ihren Pflanzen. Die Wissenschaft prognostiziert schon lange zu viele zu heiße und zu trockene Tage, Jahr für Jahr. Und nun startet bereits das Frühjahr wieder sehr trocken, eine Zeit, in der die Pflanzen besonders viel Wasser zur Entwicklung benötigen. Selbst vereinzelte Regenfälle wirken auf die ausgetrockneten Böden und die dramatisch absinkenden Grundwasserstände wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Die dritte Frühjahrsdürre in Folge legt nahe: Bei uns in Brandenburg ist der Klimawandel längst angekommen.
Das aber bedeutet: Wir haben leider (!) viel zu wenig getan, um sie abzuwenden. Also müssen wir jetzt noch viel mehr als bisher lokal handeln, weil wir global denken! Ernten und Existenzen sind auch bei uns in Gefahr. Klimawandel muss endlich Chefsache werden, auf allen Ebenen!
Daher appelliere ich eindringlich an Sie, geehrter Herr Ministerpräsident, geehrte Landrätinnen und Landräte, geehrte Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, unsere Wasserreserven langfristig zu schützen, indem Sie jetzt handeln, die notwendigen Beschlüsse anregen und fassen, Gesetze und Vorschriften neu regeln. Denn nur die Ortskenntnis von Politik und Verwaltung auf Landes- und Kommunalebene vermag es, konkrete Maßnahmen zum Wasserhaushalt zu beschließen und umzusetzen. Dies können kein Weltklimagipfel und keine Bundesregierung leisten.
Die ÖDP Brandenburg fordert die Landesregierung, Landkreise und Kommunen auf, alles zu unternehmen, um größere Mengen des Grund-, Regen- und Oberflächenwassers in der Landschaft länger vorzuhalten. Nur so können die für die kommenden Jahre und Jahrzehnte zu erwartenden langen Trockenperioden weitgehend abgefedert werden. Weiterhin ist eine landesweit einheitliche Wasserstrategie zwingend erforderlich, die einen klaren Weg zur Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie aufzeigt.
Konkret sieht die ÖDP Brandenburg neben einer grundsätzlichen Politik der Versiegelungsvermeidung folgende Handlungsfelder:
- Beschleunigung des standortgerechten Waldumbaus von strukturarmen Monokulturen in strukturreichere, stabile, naturnahe Mischwälder, damit Erhöhung des Laubanteils zur Humusmehrung und dem damit verbundenen längeren Wasserhalt;
- klimaangepasste Baumartenwahl beim Waldumbau – neben einheimischen Baumarten auch fremdländische, nicht invasive! Gehölze in Betracht ziehen bzw. beimischen, jedoch primär auf potentiell-natürliche Baumarten setzen;
- boden- und bestandesschonende Forstwirtschaft, vorrangig plenterwaldartige Bewirtschaftung, um Waldinnen- und außenstrukturen zu erhalten, mosaikartige Bewirtschaftung durch strukturreiche Nutzwaldzonen und bewirtschaftungsarmen bis -freien Naturwaldzonen;
- Schaffung und Pflege von Waldsäumen, Remisen, Waldinnenmänteln zur Verhinderung der Verdunstung und zur Schaffung eines ausgeglichenen Waldinnenklimas;
- adäquat dazu Schaffung und Erhaltung von Heckenstrukturen, Baumstrukturen, Gehölzinseln, Gehölzremisen in der freien Landschaft / in der Ackerflur;
- Förderung von Agroforestry-Systemen, clevere Fruchtfolgewirtschaft, vermehrter Anbau von Blattfrüchten und tiefwurzelnden Feldfrüchten, abwechslungsreiches Anbauspektrum von Feldfrüchten, Stoppelbrache;
- bodenschonende Bearbeitungstechniken (vorwiegend pfluglos), angepasste Saat- und Unkrauttilgungssysteme, Förderung der Bodenfruchtbarkeit, Förderung zur Humierung der Bodengare;
- weitgehende Vermeidung von Baumfällungen im Zuge von Bauvorhaben (z.B. für Haus- oder Wohnungsbau), da Ausgleichpflanzungen unter den aktuellen Klimabedingungen kaum etablierbar und wenig erfolgreich sind, Anpassung des Bauvorhabens an Gehölzbestand vor Ort, nicht anders herum, Bauherren und Architekten zu mehr Flexibilität auffordern;
- Ausgleichspflanzungen dürfen nicht in Konkurrenz zu Landwirtschaftsflächen treten und nicht auf Flächen ohne Schirm und mit gestörten Bodenverhältnissen stattfinden, hier Waldumbau als Ausgleichsmaßnahme bevorzugen oder Aufforstung von Windwurfflächen, alternativ dazu könnten Ausgleichpflanzungen auf Landwirtschaftsflächen mit sehr geringer Bodenfruchtbarkeit erfolgen;
- Straßenneubau muss sich an Naturbestand anpassen – keine weitere Fällung von straßenbegleitenden Gehölzen (ggf. Straßenbaurichtlinien ändern);
- mehr Gehölze in der Stadt, auf städtischen Flächen, Rodung von Gehölzstrukturen vermeiden;
- Moorschutz und verstärkte Förderung und Forderung von fachgerechten Moor-Wiedervernässungen;
- eine einheitliche Brandenburger Wasserstrategie! zur Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie, Grundsatzerklärung zur WRRL, Einstellung des Gewässerverbaus und -ausbaus, Förderung von Maßnahmen zur Entwicklung der Eigendynamik von Flüssen, Wiederanschluss von Altarmen, Schaffung größerer Retentionsräume, Herabsetzung der Fließgeschwindigkeiten durch geeignete Maßnahmen.
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, sehr geehrte Landrätinnen und Landräte, sehr geehrte Bürgermeisterinnen und Bürgermeister des Landes Brandenburg, ich bin überzeugt, dass wir nur auf diese Weise die Konsequenzen des Klimawandels für Brandenburg abmildern und bis zu einem gewissen Umfang beherrschen können. Tun Sie alles in Ihrer Macht Stehende, diese Maßnahmen umzusetzen. Schon die Generation der jetzt 40-jährigen wird davon betroffen sein, was Sie jetzt unternehmen. Werden Sie der Verantwortung gerecht, die zu übernehmen Sie gewählt wurden!
Mit freundlichen Grüßen
Für die ÖDP Brandenburg
Thomas Löb, Landesvorsitzender
Pressekontakt:
Ökologisch Demokratische Partei (ÖDP), Landesverband Brandenburg
E-Mail: presseoedp-brandenburg.de
Internet: www.oedp-brandenburg.de
Vorstand: www.oedp-brandenburg.de/partei/landesvorstand
V.i.S.d.P.: norman.hessoedp.de (stellv. Landesvorsitzender)