Pressemitteilung
Populistischer Angriff auf die Zukunft europäischer Artenschutzpolitik
Scharfe Kritik äußert die Ökologisch-Demokratische Partei – Die Naturschutzpartei (ÖDP) an der jüngst gefällten Entscheidung des Europarates zur europaweiten Abschwächung des Schutzes für Wölfe: „Politische Interessen wurden über wissenschaftliche Fakten gestellt!"
Bisher war der Abschuss von Wölfen laut Berner Konvention von 1979 nur in sehr strengen Ausnahmefällen möglich. Nun fiel auch mit der Stimme der Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne), die ihren früheren Widerstand aufgegeben hatte, eine politisch motivierte Fehlentscheidung, die offenbar von persönlichen Gründen beeinflusst war. Hatte doch zuvor die darauf schon länger hindrängende EU Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) ihr Pony im Jahr 2022 durch einem Wolfriß auf einer Weide stehend verloren. Diese Entscheidung, die leider auch Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) begrüßte, wird nicht nur das Aus für zahlreiche Wölfe bedeuten. Sondern stellt auch eine erhebliche Gefahr für andere geschützte Tierarten in ganz Europa dar, falls versucht wird, die Forderung nach einer Bestandsregulierung durch Quotenabschuss anderweitig auszuweiten.
Der Brandenburger Landesvorsitzender Thomas Löb dazu: „Vor diesem Hintergrund ist nun klar, dass hiermit der Weg für ein schärferes Vorgehen gegen Wölfe auch in Brandenburg geebnet wurde. Denn schon nach der kürzlichen Vorstellung des neuen Brandenburger Koalitionsvertrags von SPD und der Populistenpartei BSW war zu erahnen, dass wohl künftig die Tiere eher geschossen werden." Denn im Vertrag steht nun: "Wir werden das Jagdrecht novellieren und die Jagdverordnung überarbeiten. Wir werden alle Möglichkeiten nutzen, um ein Bestandsmanagement für den Wolf und den Biber einzuführen."
Mit einem solchen Bescheid ignoriert man die Appelle von Naturschutz, Wissenschaft und Hunderttausenden von Bürgern, die auf wissenschaftlich fundierte Maßnahmen zur Förderung der Koexistenz mit Großraubtieren drängen. Experten der Naturschutzorganisationen wie World Wildlife Fund (WWF) und Large Carnivore Initiative for Europe (LCIE) kritisieren ebenso diesen Schritt als voreilig und wissenschaftlich nicht ausreichend begründet.
Wir werden als ÖDP uns weiterhin – auch mit unserem EU Mandat von Manuela Ripa – für einen hohen Schutzstatus einsetzen, zudem die Wolfbestände immer langsamer anwachsen. Der Wolf ist in unseren Breiten eine heimische Tierart und wurde lange Zeit soweit bejagt, bis er ausgerottet war. Erst seitdem er Anfang der 1990er Jahre in Polen und Deutschland unter Schutz gestellt wurde, konnte er sich wieder auf natürliche Weise ausbreiten. Der Wolf ist also ein Rückkehrer. Eine gezielte Wiederansiedlung durch den Menschen fand nicht statt. Die undifferenzierte Bejagung von Wölfen würde zum einen bestehende Rudelstrukturen zerstören und zum anderen den Nutztierhaltern keinen zusätzlichen Nutzen bringen, sondern einen besseren Schutz nur vorgaukeln. Der Schlüssel zur Koexistenz von Wolf, Mensch und Nutztieren ist ein guter Herdenschutz, verbunden mit konsequentem und zeitnahem Handeln durch Entnahme von Wölfen dort, wo sie gelernt haben, diesen zu überwinden. In Brandenburg waren auch im Jahr 2023 nur 13% der gerissenen Nutztiere wirklich gut gemäß den empfohlenen Maßnahmen zum Schutz von Weidetierbeständen geschützt. In den 66 nachgewiesenen Territorien von Wolfsrudeln in Brandenburg konnten nur in Ausnahmefällen einzelne Tiere guten Herdenschutz überwinden.
Damit ist Beidem gleichermaßen gedient, der artgerechten Nutztierhaltung mit all ihren positiven Auswirkungen und der Förderung der positiven Auswirkungen auf das Ökosystem durch die Anwesenheit von Wölfen. Denn der Wolf trägt zum natürlichen Waldumbau bei, in dem er beispielsweise Verbissschäden durch Rehwild am aufkommenden Jungwuchs minimiert! Da der Wolf bevorzugt schwache und kranke Tiere frißt, trägt dies auch zur Verbesserung der Gesundheit der Wildpopulationen bei. Dies hat sich auch bei der Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) gezeigt, da infizierte Tiere von Wölfen gefressen werden, ohne dass diese selbst an der Krankheit erkranken.
Wir warnen zudem vor einem „undifferenzierten Vorgehen, durch eine Bestandregulierung nach dem Rasenmäherprinzip das Ziel der Förderung der Artenvielfalt und der artgerechten Nutztierhaltung zu verfehlen", erklärt der Landesvorsitzende der ÖDP Brandenburg.
Die ÖDP Brandenburg fordert deshalb nun die sich gerade neuformierende Regierungskoalition für Brandenburg auf, einen wirklich ausgewogenen und wissenschaftlich fundierten Ansatz im Umgang mit dem Wolf zu finden und nicht dem populistischen Ruf nach Quotenabschüssen zu folgen. Im Landesamt für Umwelt Brandenburg (LfU) liegen ausreichend Erfahrungen im Umgang mit dem Wolf vor. Diese Expertise gilt es zu nutzen.
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Foto: Brandenburger Wolf - Fotograf Kay-Uwe Hartleb