(Grünheide / Stuttgart) 29. Mai 2020 – Gerade bei einem Bevölkerungsanteil „Allergiker“ von bereits 30% und zunehmenden Umwelterkrankten ergibt sich die Notwendigkeit, bei der Vermittlung von möglichst unbelasteten Arbeitsplätzen und Wohnräumen, nicht nur Fragen von „toxischen“, sondern auch „sensibilisierenden“ Stoffen im Sinne von "Barrierefreiheit für Umwelterkrankte" zu berücksichtigen. In einem interdisziplinären und standortübergreifenden Projekt der DHBW Stuttgart beschäftigen sich Studenten des Studiengangs Informatik in Kooperation mit dem Zentrum für Empirische Forschung (ZEF) mit Lösungen für Menschen, die etwa an umweltassoziierten Erkrankungen wie z.B. Multiple Chemikalien-Sensitivität (MCS) oder Elektrosensibilität (EHS) leiden.
Von Teppichbodenklebern, Desinfektionsmitteln, Holzschutzmitteln und Schimmelpilzen bis hin zu Ausdünstungen aus Möbeln, Computern und Druckern reicht der Chemikalien-Mix, dem Menschen heute ausgesetzt sind. Empfindliche Personen können durch diese Substanzen wie auch durch Elektrosmog krank werden.
Der Krankheitsverlauf ist oft schleichend und unspezifisch. Symptome wie chronische Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Schwindel, Kopfschmerzen, Atemwegsprobleme und Erschöpfung aber auch Reizungen von Augen, Nase, Rachen oder Haut sind häufig erste Hinweise. Gesundheitlicher Dauerstress kann dann wiederkehrende Infekte, Grippesymptomatik, Übelkeit, Herzrasen, Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck, Gereiztheit, Schlafstörungen bis hin zur Schlaflosigkeit, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen sowie Persönlichkeitsveränderungen nach sich ziehen. Dies führt oftmals zu großer Einschränkung der Lebensqualität und einer Isolation der Betroffenen bis hin zur Arbeitsunfähigkeit.
Solche Unverträglichkeiten, Geruchsüberempfindlichkeit sowie diverse Allergien aber auch intellektuelle Begabungen, spezielle Talente oder spezifische Wahrnehmungsfähigkeiten – beispielsweise bei sogenannten inselbegabten Autisten – sie alle sind Ausdrucksformen einer gegebenen Neurodiversität. Unter Neurodiversität versteht man neurologische Unterschiede im Gehirn und Nervensystem, die wie jede andere menschliche Variation von der Gesellschaft anerkannt und respektiert werden müssen.
Entsprechende Parameter kommen jedoch auf klassischen Online-Plattformen für die Wohnungssuche in der Regel nicht vor. Um möglichst viele dieser unsichtbaren Barrieren aufzuspüren, bedienen sich die Entwickler einer Online-Umfrage. Was bildet stressfreies Raumklima neben Temperatur, Feuchte, Co2, Schimmel, physikalischen Störfeldern, Feinstaub, Licht- oder gar Lärmbeeinträchtigung noch alles ab?
Derzeit benötigt man noch mehr Rückmeldungen von Betroffenen zur besseren Gewichtung und Vermeidung von gesundheitsbeeinträchtigenden Faktoren in Innenräumen. Man möchte insbesondere auch darauf eingehen, inwieweit sich Umwelterkrankte oder Gesundheitsbewusste sich ihren zukünftigen Wohnraum und Arbeitsplatz ausgestattet wünschen. Welche Erkenntnisse aus naturwissenschaftlicher Innenraumdiagnostik und umweltmedizinischer Forschung sollen als Suchkriterien noch im Vorfeld der Programmierung der Vermittlungsplattform mitberücksichtigt werden?
Aus den Reihen der bisher gut 600 Umfrage-Teilnehmenden wurde der Bedarf nach einer solchen Plattform bestätigt. So war in den bislang ausgefüllten Fragebögen beispielsweise zu lesen, dass eine gute Arbeits- und Wohnumgebung ausschlaggebend sei, um aufzublühen, leistungsfähig zu bleiben, mehr Lebensenergie zu haben und das eigene Potenzial voll entfalten zu können. Eine Antwort lautete: „Wenn ich gesund wohne, kann ich arbeiten gehen und meinen Lebensunterhalt selbst verdienen.“
- Interessierte können noch bis zum 8. August 2020 an der Befragung teilnehmen, die Studie mit weiteren wertvollen Informationen unterstützen.
- Das Ausfüllen benötigt etwa 20 Minuten. Hier geht es zur Umfrage:
https://ww3.unipark.de/uc/2020_PA_JHecke/e36e/ospe.php?qb
Studienleitung: Dr. Judith Rommel
„Living, Leben, Vivre (LiLeVi) – unique together“
Duale Hochschule Baden-Württemberg Stuttgart
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Human, Health, Technology
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