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Pressemitteilung

Wieder gesund genießen! & Bienen retten! Agrarwende jetzt!

Zu diesen aktuellen Themen war Prof. Klaus Buchner, Europaabgeordneter der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP) Am Samstag zu Vortrag und Diskussion in Erkner im Gerhart-Hauptmann-Museum. Er sprach im Rahmen seiner Kampagne „Agrarwende jetzt!“ über die Gefahren der industrialisierten Massentierhaltung

Buchner: „Wenn wir nicht schnell gegensteuern, kommt es zum Kollaps des Ökosystems“

„Die zentrale Ursache für die desaströse Agrarpolitik ist die industrielle Massentierhaltung mit ihrer exzessiven Produktion von Billigfleisch“, zeigt sich der Europaabgeordnete überzeugt. Denn mehr als die Hälfte des weltweit angebauten Getreides dient nicht zur Produktion von Lebensmitteln, sondern wird zu Tierfutter, Sprit und Industrierohstoffen verarbeitet. Damit ist unser Ernährungssystem eine der wichtigsten Ursachen für Klimawandel, Artensterben, und Umweltverschmutzung.

„So sind für die Tiermast weltweit riesige Monokulturen entstanden, für die wertvoller Regenwald gerodet wird. Durch die großflächige Anwendung von Herbiziden und sonstigen Chemikalien kommt es zu einem massiven Artensterben und infolge zu einem Kollaps des Ökosystems, wenn wir nicht schnell gegensteuern“, so der ÖDP-Politiker, der noch ein weiteres Problem benennt:
„Die Futtermittel für die Tiermast bestehen zu ca. 80% aus gentechnisch verändertem Soja. Die EU – und hier Deutschland weit an erster Stelle - importierte im Jahr 2017 fast 33 Millionen Tonnen Sojabohnen und Sojaschrot vorwiegend aus Lateinamerika. Das entspricht 64 kg pro EU-Bürger. Außerdem ist es ein Skandal, dass es keine verpflichtende Kennzeichnungsregel für Gentechnik gibt.“

Weitere Probleme der Massentierhaltung sind der exzessive Wasserverbrauch, die hohen Emissionen an Ammoniak und Nitraten sowie die klimawirksamen Gase, die entstehen und höher sind als für das gesamte Transportwesen. Überdies profitieren Agrarkonzerne in erheblichem Maße von Subventionen, wodurch die bäuerliche Landwirtschaft immer mehr unter Druck gerät.

Buchner macht auf die unvorstellbare Realität aufmerksam: „Etwa 745 Millionen Tiere – Stand 2017 – leben und sterben in Deutschland in Massentierhaltung. Fische und Krebstiere nicht mitgezählt“. Das Tierwohl fällt dabei dem Profitstreben der Agrarkonzerne zum Opfer.
Dementsprechend erbärmlich steht es um die Haltungsbedingungen. Der Abgeordnete erläutert: „Als Beispiel sei hier nur die schreckliche Haltungsform in der Schweinemast erwähnt. So ist für Mastschweine bis 110 kg nur eine Mindestbodenfläche von 0,75 Quadratmetern vorgeschrieben. Die üblichen Spaltböden haben Gelenkerkrankungen und Entzündungen zur Folge. Wegen des Ammoniaks aus dem Flüssigmist kommt es zu Atemwegserkrankungen, und durch die Enge in den Buchten, in denen es für die Schweine keine Beschäftigungsmöglichkeiten gibt, kommt es zum Schwanz- und Ohrenbeißen.“

Auch für die Felder ist die industrielle Agrarwirtschaft fatal. Dass die zunehmend gentechnisch veränderten Monokulturen mit der breiten Anwendung von Totalherbiziden wie Glyphosat unsere Böden zerstört und die für unser Ökosystem lebensnotwendigen Kleintiere „wie Unkraut“ vernichtet, steht außer Zweifel. „Die Landwirte sind Geiseln von vier internationalen Großunternehmen, die den Weltmarkt an geschütztem
Saatgut sowie gleichzeitig das Pestizid/Herbizid- und Düngegeschäft beherrschen“, so Buchner.

Ein ganz wesentliches Problem sind auch die zunehmenden Antibiotika-Resistenzen durch die industrielle Massentierhaltung, erläutert der ÖDP-Politiker: „Gerade hier wird ganz klar, dass dringend eine Veränderung der Lebensmittelproduktion erforderlich ist. Zig Tausende von Menschen sterben bereits jährlich in Europa an den Folgen von antibiotika-resistenten Keimen. Im Gegensatz zur Humanmedizin
erfolgt in der Massentierhaltung zum großen Teil die Verfütterung von Antibiotika vorbeugend an gesunde Tiere. Im Laufe von Jahren sind durch diese immensen Antibiotikagaben immer mehr Bakterienarten resistent gegen Antibiotika geworden. Daraus geht ganz eindeutig hervor, dass die Problematik insbesondere aus den Tierställen der Massentierhaltung  ommt“. Der Europaabgeordnete weist darauf hin, dass Die „Zeit“ von der „Rache aus dem Stall“ schrieb.

Der geplante EU-Haushalt von 2021-2027 sieht Agrarhilfen von 365 Milliarden Euro vor.
72 % dieser Mittel sollen über Direktzahlung nach dem Gießkannenprinzip pro Hektar an Bodeneigentümer gezahlt werden. Eine vorwiegend gemeinwohlorientierte Förderung ist nach wie vor nicht geplant, ein desaströses weiter so ist die Folge. Prof. Buchner fordert daher die Rückführung der nicht zielführenden Direktzahlungen. Gefördert werden sollten ausschließlich nachhaltige Landwirtschaft, die Umstellung auf
diese, sowie der Erhalt und die Wiederherstellung ländlicher  kologischer Räume. Die EU-Steuergelder müssen dem Gemeinwohl verpflichtet sein und unsere zerstörte Umwelt wiederherstellen.
Politik muss gegen die mächtige Lobby der internationalen Agrokonzerne einschreiten und eine Demokratisierung der Lebensmittelproduktion erwirken. Unsere Landwirte müssen für die Umstellung auf eine nachhaltige Landwirtschaft unterstützt werden durch effektive gesetzliche Rahmenbedingungen und entsprechend finanziell subventioniert werden. Die Subventionen sollten an die Bedingung der  Nachhaltigkeit gebunden sein.

Buchner fordert weiter: „Überdies brauchen wir ein einheitliches EU-Siegel für alle Tierprodukte. Wenn wir Fleisch einkaufen, müssen wir wissen, was auf den Teller kommt und unter welchen Bedingungen es hergestellt wurde. Wir müssen detailliert aufgeklärt werden über die Art der Tierhaltung und ob die Tiere artgerecht gelebt haben. Wir müssen wissen, ob und wenn in welchem Ausmaß die Tiere einer Antibiotikabehandlung unterzogen wurden. Wir müssen wissen, welche Tiernahrung sie erhalten haben. Und ob sie aus gentechnischen Monokulturen mit Einsatz von Totalherbiziden stammt oder nicht. Mehr als 80 Prozent der Deutschen wünschen sich Informationen darüber, ob tierische Produkte gentechnikfrei, umweltfreundlich und fair erzeugt wurden.“
 
Doch anstatt eine Agrarwende einzuleiten, welche die Missstände endlich beseitigt, macht das Bundeslandwirtschaftsministerium Werbung für ein neues „Tierwohl-Label“. Dieses sog. Tierwohllabel liegt aber bei der Eingangsstufe kaum über den bisherigen gesetzlichen Mindestanforderungen. Deshalb fordert Prof. Buchner: „Unser Anliegen muss heißen ‚Mensch vor Profit’. Ich sehe daher nur einen vernünftigen
Weg. Wir müssen gemeinsam zu einer regionalen Verarbeitung und Vermarktung qualitativ hochwertiger Produkte kommen.

Unser aller Konsumverhalten bezüglich Lebensmitteln muss auch bewusster werden. Das Wort ‚Lebensmittel’ muss wieder seine eigentliche Bedeutung in unserem Bewusstsein bekommen.“
Im Rahmen der Veranstaltung wird stellte sich auch Paula Stier vor. Die Studentin aus Neuenhagen ist Kandidatin zur Europawahl (Listenplatz 13) und seit kurzem auch Landesvorsitzende der ÖDP Brandenburg.
Die Ökologisch-Demokratische Partei hat bundesweit knapp 6700 Mitglieder. Sie zeichnet sich programmlich durch Besonderheiten aus, wie das Verbot von Firmenspenden und –sponsoring an Parteien oder die Abkehr vom Dogma des immerwährenden Wirtschaftswachstums.
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Mehr Informationen zur „Agrarwende jetzt!“ Kampagne des ÖDP-Europa-Abgeordneten Prof. Dr. Klaus Buchner finden Sie unter www.agrarwende-jetzt.de
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an den Pressesprecher Claude Kohnen unter der Telefonnummer: 0176/45 63 78 45 – kohnen@klausbuchner.eu
Kontakt zur ÖDP Brandenburg und zu Paula Stier:
presse@oedp-brandenburg.de
Anhang: Fotos von Paula Stier und Klaus Buchner in Erkner
Quelle: ÖDP / Florence von Bodisco

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